Einbau
eines neuen Lenkkopflagers.
Hier beschreibe ich
(Mike) den Austausch des
Serienlagers des Lenkkopfes der FJ in ein Lenkkopflager von Emil Schwarz
(Pic_L1).
Erklärung: Warum ist nun das Lager von
Emil Schwarz doch gut dreimal so teuer wie ein normales Wälzlager?
Nun erstens sind die Lagerschalen im
Gegensatz zu einem Normlager mit einem Untermass von 0,1mm gefertigt.
Deswegen müssen diese Lagerschalen mit einem bestimmten Industriekleber
eingeklebt werden (hier Loctite 638 (R) ).
Dieses Untermass in Verbindung mit dem
Einkleben hat den Vorteil, daß die beiden Lagerschalen oben und unten
völlig spannungsfrei eingebaut werden können.
Zum Zweiten ist der gesamte obere
Lageraufbau von 6 Teilen auf 1 Teil geschrumpft (Pic_L2 und Pic_L3).
Dies hat den Vorteil, daß alle
Bauteiltoleranzen der einzelnen Bauteile durch die Schaffung eines
Bauteiles auf ein Minimum reduziert werden.
Im Klartext:
Ein solches Lager, einmal richtig eingestellt, ist einfach erste Sahne
und zeigt sich beim Kurven Fahren mit einem sauberen Strich, setzt aber
voraus, daß man sich mit dem Einstellen eines solchen Lagers auskennt.
Aber dazu später etwas.
Zuerst muß man sich mal den nötigen
Arbeitsraum schaffen.
Also vorne herum alles, was im Weg ist,
weg.
Gabelholme raus (gute Gelegenheit diese
gleich mit zu checken),
obere Gabelbrücke und Lenkerschaft mit
unterer Gabelbrücke alles raus und weglegen.
Obere Lagerschale wird mit einem langen
Dorn ca. 10mm im Durchmesser und 250mm lang heraus getrieben. Das ist
einfach. Ergebnis siehe (Pic_L5). Was sich zeigte, war eine kaputte
Lagerschale (Pic_L4).
Die untere Lagerschale heraus zu bekommen
ist schon etwas schwieriger.
Ich habe mir im Versatz von 120° drei
kleine Vertiefungen eingeschliffen, in denen ich von oben meinen Dorn
ansetzen konnte.
Diese Vertiefungen sind ca. 1,5mm tief
und leicht schräg nach innen angesetzt. (Pic_L6 und Pic_L7). Keine Angst
wegen der Schwächung von Material. Da ist genügend Stahl über.
Nach dieser Arbeit alles säubern und
evtl. Grate glätten bzw. entfernen.
Die Demontage des Lagersitzes an der
unteren Gabelbrücke (Pic_L8) scheiterte Mangels geeignetem Abzieher bzw.
Abdrückvorrichtung, so daß diese Arbeit die Kollegen im Geschäft machen
durften. Wie haben den Rest der Lagerschale einfach aufgefräst bis die
Wandung so dünn war bis diese platzte (Pic_L9 und Pic_L10). Den neuen
Lagersitz haben wir auch gleich wieder aufgepresst. (Pic_L11)
Was brauch man nun um das ganze wieder
zusammenzubauen?
Richtig, nen schönen Samstag, so daß
Frauchen auf den Hundeplatz kann und dann ist der Weg frei ins Haus
(Pic_L12). Denn zum Einbau / Einkleben der Lagerschalen braucht´s nun
mal mind. 18° C und die hat im Jänner nur in Afrika.
Bis das ganze die gewünschte Temperatur
hat kann man alles in Ruhe vorbereiten um dann zügig ans Werk gehen zu
können. Pic_L13 und Pic_L15 zeigen alles, was man braucht.
Wenn’s dann soweit ist (Temperatur OK)
werden die Lagerschalen eingeklebt.
Ich habe mit der oberen begonnen.
Der Lagersitz und die Lagerschale satt
mit dem Loctite einstreichen und unter leichter Drehung in den Lagersitz
einpassen bis diese am unteren Rand aufsitzt. (Pic_L14) Eine genaue
Anleitung von Emil Schwarz liegt übrigens bei. Achtung, nach gut 10
Minuten ist das Lager schon fest und der Rest vom Kleber kann abgewischt
werden. Merke je wärmer desto schneller bindet der Kleber ab…..
Teufelszeuch ist das.
Der Einbau der unteren Lagerschale ist
etwas schwieriger da man von unten nach oben einbauen muß und durch das
Spiel zwischen Lagersitz und Lagerschale diese sich schnell wieder nach
draußen verabschieden könnte. (Pic_L16 und Pic_L17) zeigen wie man so
etwas löst, damit die Dinge auf ihrem Platz bleiben.
Auch hier wieder nach 10 Minuten alles
wegbauen (Lagerschale ist schon fest) alles säubern und Klebereste
entfernen.
Anmerkung:
Nehmt zum Arbeiten Latexhandschuhe. Der Kleber ist teuflisch. Hatte das
Zeug noch nach zwei Tagen dran.
So nun alle Lager gut fetten (Pic_L19),
am besten mit einem Wasser abweisenden Fett, und zusammenbauen
(Pic_L20). Wer will kann nun alles wieder komplett zusammenbauen und
nach vier Stunden (vollständige Aushärtezeit) schon wieder losdüsen.
Anmerkung zum Einstellen eines
Lenkkopflagers (LKL):
Da nicht jeder über einen Drehmo mit
kleinem Einstellbereich (sprich 1-5Nm) verfügt und diese Dinger auch
noch sauteuer sind, empfiehlt sich
folgendes Vorgehen:
Da unsere FJ ja ziemlich kopflastig ist,
ist ein Einstellen des LKL, wenn das Vorderrad auf dem Boden steht, sehr
ungenau, da wir das obere LKL- Lager gegen in die Schrägstellung des
Vorderrades in den LKL- Schaft ziehen müssen. Das kostet Drehmo und ist
nicht exakt genug.
Ich empfehle folgendes Vorgehen:
-
Unterbau der unteren Gabelbrücke mit einem Kantholz ca. 2cm x 7cm x
76cm.
-
Zweiter Mann hinten auf die Sitzbank,
-
Vorderrad entlasten,
-
Kantholz (leicht schräg) vorsichtig an der Unterkante der Gabelbrücke
ansetzen (auf Abstand zum Ölkühler achten),
-
Zweiter Mann kommt langsam nach vorne und die Gabelbrücke sitzt auf dem
Kantholz auf.
Die untere Lagerschale sitzt nun schon
genau an ihrem Platz.
Nun braucht man die obere Lagerschale nur
noch leicht, aber wirklich leicht mit der Hand anzuziehen und dann Rest
zusammen zu bauen.
Passt meist schon beim ersten Mal. Ein
Nachstellen / Feinjustieren (bei ausgiebigen Probefahrten) ist nun
natürlich beim Emil Schwarz Lager einfacher.
Bei mir dauert´s wie immer noch a
bisserl, aber ich hab ja jetzt noch ne Q zum fahren.
So long und viel Spaß beim Schrauben.
Mike
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